Myasthenia gravis
- Aktualisiert: 08 Feb., 2025
- Dr. Michael Falahati
Myasthenia gravis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln stört. Dies führt zu einer belastungsabhängigen Muskelschwäche, die oft die Augenlider, Gesichtsmuskeln und Atemmuskulatur betrifft. Die Symptome können im Tagesverlauf schwanken.
Was sind die Hauptursachen der Myasthenia Gravis?
Myasthenia Gravis entsteht, wenn das Immunsystem fälschlicherweise die eigenen Rezeptoren an den Verbindungsstellen zwischen Nerven und Muskeln angreift. Bei etwa 85% der Patienten werden Antikörper gegen Acetylcholinrezeptoren nachgewiesen, die die Signalübertragung zwischen Nerv und Muskel stören. Bei anderen Patienten richten sich die Antikörper gegen ein Enzym namens MuSK oder andere Strukturen. Besonders interessant ist die Rolle des Thymus: Dieses Immunorgan ist bei vielen Patienten verändert und gilt als möglicher Auslöser der Erkrankung. Bei einigen Patienten lassen sich keine Antikörper nachweisen (seronegative Form), was die Diagnose erschweren kann.
Welche Symptome treten bei Myasthenia Gravis auf?
Die charakteristischen Symptome der Myasthenia Gravis verschlimmern sich bei Belastung und bessern sich nach Ruhe. Typischerweise beginnt die Erkrankung mit Augenproblemen: hängende Augenlider und Doppelbilder sind oft die ersten Anzeichen. Im weiteren Verlauf können Schwierigkeiten beim Sprechen, Kauen und Schlucken auftreten. Auch Arme und Beine können betroffen sein, wobei die Schwäche meist zum Abend hin zunimmt. Ein Warnsignal ist zunehmende Atemnot, die im schlimmsten Fall zu einer lebensbedrohlichen myasthenen Krise führen kann. Die Symptome können von Tag zu Tag und sogar im Tagesverlauf stark schwanken.
Wie wird Myasthenia Gravis diagnostiziert?
Die Diagnose der Myasthenia Gravis erfolgt durch mehrere sich ergänzende Untersuchungen. Zentral ist die Blutuntersuchung auf spezifische Antikörper gegen Acetylcholinrezeptoren oder MuSK. Spezielle neurologische Tests wie die repetitive Nervenstimulation zeigen die gestörte Muskelaktivierung. Der Tensilon-Test, bei dem ein kurzwirksames Medikament gespritzt wird, kann die Symptome kurzzeitig bessern und so die Diagnose bestätigen. Bildgebende Verfahren wie CT oder MRT werden eingesetzt, um den Thymus zu untersuchen. Die Kombination dieser Tests ermöglicht eine sichere Diagnose und hilft bei der Therapieplanung.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Myasthenia Gravis?
Die Behandlung der Myasthenia Gravis wird individuell angepasst und basiert auf mehreren Säulen. Basis sind Medikamente wie Pyridostigmin, die die Signalübertragung zwischen Nerv und Muskel verbessern. Bei stärkeren Beschwerden kommen Immunsuppressiva wie Cortison oder modernere Biologika zum Einsatz. In Krisensituationen helfen Plasmaaustausch oder hochdosierte Immunglobuline. Die operative Entfernung des Thymus (Thymektomie) kann besonders bei jüngeren Patienten den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Regelmäßige Kontrollen beim Neurologen sind wichtig, um die Therapie optimal anzupassen.
Literatur
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V. C. Juel, J. M. Massey (2007).
„Myasthenia gravis.“
Orphanet Journal of Rare Diseases, 2, 44. -
B. M. Conti-Fine, M. Milani, H. J. Kaminski (2006).
„Myasthenia gravis: past, present, and future.“
The Journal of Clinical Investigation, 116(11), 2843–2854. - Siehe auch: Guillain-Barré-SyndromMorbus BechterewNeuromyelitis-optica-Spektrum-ErkrankungenFibromyalgie
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