Myasthenia Gravis

Was ist Myasthenia Gravis und wie häufig tritt sie auf?

Myasthenia Gravis (MG) ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Verbindungsstellen zwischen Nerven und Muskeln (neuromuskuläre Synapsen) angreift. Dies führt zu einer krankhaften Muskelschwäche, die sich bei Belastung verstärkt und sich nach Ruhe bessert. Die Erkrankung ist selten und betrifft etwa 150-200 Menschen pro 1 Million Einwohner. Interessanterweise gibt es zwei Altersgipfel: Bei jungen Erwachsenen zwischen 20-30 Jahren erkranken häufiger Frauen, während im Alter zwischen 60-80 Jahren mehr Männer betroffen sind. Dank verbesserter Diagnostik wird die Krankheit heute früher erkannt und besser behandelt.

Welche Symptome sind typisch für Myasthenia Gravis?

Die charakteristischen Symptome von Myasthenia Gravis beginnen oft schleichend und verstärken sich im Tagesverlauf. Typischerweise treten zuerst Sehstörungen auf: hängende Augenlider (Ptosis) und Doppelbilder durch schwache Augenmuskeln. Viele Patienten bemerken auch eine Schwäche beim Sprechen, Kauen und Schlucken. Die Stimme kann näselnd werden oder versagen. Bei etwa zwei Dritteln der Patienten breitet sich die Muskelschwäche auf Arme und Beine aus. Charakteristisch ist, dass sich die Symptome bei Anstrengung verschlechtern und sich nach einer Ruhepause bessern. Morgends sind die Beschwerden meist geringer als abends.

Wie wird Myasthenia Gravis diagnostiziert?

Die Diagnose der Myasthenia Gravis erfolgt heute durch mehrere sich ergänzende Verfahren. Im Blut werden spezifische Autoantikörper nachgewiesen, besonders gegen Acetylcholinrezeptoren (bei 85% der Patienten positiv) oder gegen Muskel-spezifische Kinase (MuSK). Neurologische Untersuchungen wie der Ermüdungstest zeigen die charakteristische Muskelschwäche. Die elektrophysiologische Untersuchung mittels repetitiver Nervenstimulation oder Einzelfaser-EMG kann die gestörte Nerv-Muskel-Übertragung nachweisen. Zusätzlich wird der Thymus mittels CT oder MRT untersucht, da häufig Veränderungen dieser Drüse vorliegen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Myasthenia Gravis?

Die moderne Behandlung der Myasthenia Gravis basiert auf mehreren Säulen: Acetylcholinesterase-Hemmer wie Pyridostigmin verbessern die Muskelkraft durch Verstärkung der Nerv-Muskel-Übertragung. Immunsuppressive Medikamente wie Kortison oder modernere Biologika dämpfen die Autoimmunreaktion. Bei akuten Verschlechterungen helfen Plasmaaustausch oder hochdosierte Immunglobuline. Die operative Entfernung des Thymus (Thymektomie) wird besonders jüngeren Patienten empfohlen. Wichtig sind auch regelmäßige Kontrollen und die Anpassung der Medikation an den individuellen Krankheitsverlauf.

Wie ist die Prognose für Patienten mit Myasthenia Gravis?

Die Prognose der Myasthenia Gravis hat sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verbessert. Mit moderner Therapie können über 90% der Patienten ein weitgehend normales Leben führen. Etwa 20% erreichen eine komplette Remission, besonders nach Thymektomie. Die Lebenserwartung entspricht heute der Normalbevölkerung. Entscheidend für eine gute Prognose sind die frühe Diagnose, konsequente Therapie und regelmäßige ärztliche Kontrollen. Wichtig ist auch das Vermeiden von bestimmten Medikamenten und Triggerfaktoren, die die Symptome verschlechtern können.

Literatur

  1. Kommission „Leitlinien” der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (2012).
    „Diagnostik und Therapie der Myasthenia gravis und des Lambert-Eaton-Syndroms.“
    Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, 5. Auflage.
  2. V. C. Juel, J. M. Massey (2007).
    „Myasthenia gravis.“
    Orphanet Journal of Rare Diseases, 2, 44. doi:10.1186/1750-1172-2-44.
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    „Myasthenia gravis: past, present, and future.“
    The Journal of clinical investigation, 116(11), 2843–2854. doi:10.1172/JCI29894.
  4. M. Hohenegger (2006).
    „Allgemein-Anästhesie bei Myasthenia gravis.“
    intensiv, 14, 72–75.
  5. Wolfgang Köhler (2000–2008).
    „Myasthenia Gravis.“
    Uni-Med Verlag, Bremen.

Disclaimer: Diese Informationen dienen ausschließlich zu Bildungszwecken und ersetzen keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden stets eine qualifizierte Ärztin oder einen qualifizierten Arzt. Der Autor und die Herausgeber dieser Seite übernehmen keine Haftung für etwaige Schäden, die sich aus der Verwendung der hier enthaltenen Informationen ergeben.

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