Epilepsie
- Aktualisiert: 07 Feb., 2025
- Dr. Michael Falahati
Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, bei der es zu wiederkehrenden, unkontrollierten Anfällen kommt. Diese Anfälle entstehen durch plötzliche, übermäßige elektrische Entladungen im Gehirn, die zu verschiedenen Symptomen wie Muskelzuckungen, Bewusstseinsverlust oder ungewöhnlichen Empfindungen führen können. Die Ursachen sind vielfältig und oft unbekannt.
Was sind die Hauptursachen von Epilepsie?
Epilepsie kann zwei Hauptformen haben: symptomatische und idiopathische Epilepsien. Bei symptomatischen Epilepsien lässt sich eine konkrete Ursache nachweisen, wie etwa Hirnverletzungen durch Unfälle, Schlaganfälle, Tumoren oder Infektionen. Auch Sauerstoffmangel während der Geburt oder Hirnfehlbildungen können Auslöser sein. Bei idiopathischen Epilepsien spielen genetische Faktoren die Hauptrolle – bestimmte Genvarianten können das Anfallsrisiko erhöhen. In etwa 50% der Fälle bleibt die genaue Ursache jedoch unbekannt. Wichtig zu wissen: Einzelne Gelegenheitsanfälle, etwa durch extremen Schlafmangel oder hohes Fieber, bedeuten noch keine Epilepsie. Eine echte Epilepsie liegt erst vor, wenn wiederholt unprovozierte Anfälle auftreten.
Welche Symptome treten bei einem epileptischen Anfall auf?
Epileptische Anfälle können sich sehr unterschiedlich äußern. Bei fokalen Anfällen ist nur eine Hirnregion betroffen, was zu lokalisierten Symptomen führt wie unwillkürlichen Bewegungen, Kribbeln oder Wahrnehmungsstörungen. Generalisierte Anfälle betreffen das gesamte Gehirn und äußern sich häufig als tonisch-klonische Anfälle (‚Grand Mal‘) mit Bewusstseinsverlust, Muskelversteifung und rhythmischen Zuckungen. Weniger dramatisch sind Absencen, bei denen Betroffene kurz ‚abwesend‘ wirken. Manche Patienten erleben vor Anfällen eine ‚Aura‘ mit spezifischen Wahrnehmungen wie Gerüchen oder Gefühlen. Nach Anfällen tritt oft eine Erschöpfungsphase auf. Die Symptome hängen von der betroffenen Hirnregion ab.
Wie wird Epilepsie diagnostiziert?
Die Epilepsie-Diagnostik basiert auf mehreren Säulen: Zentral ist die ausführliche Befragung zu Anfallsablauf und -häufigkeit, idealerweise mit Beschreibungen von Augenzeugen oder Handy-Videos. Das wichtigste technische Verfahren ist das EEG (Elektroenzephalogramm), das charakteristische Veränderungen der Hirnströme zeigt. Moderne Bildgebung mittels MRT kann strukturelle Ursachen wie Tumoren oder Narben aufdecken. In speziellen Fällen werden Langzeit-EEG-Monitoring oder Video-EEG-Aufzeichnungen durchgeführt. Blutuntersuchungen helfen, andere Erkrankungen auszuschließen. Eine präzise Diagnose ist entscheidend für die Therapieplanung.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Epilepsie?
Die Epilepsie-Behandlung wird individuell angepasst. Basis ist meist eine medikamentöse Therapie mit modernen Antiepileptika, die bei etwa 70% der Patienten die Anfälle gut kontrollieren. Bei Medikamentenresistenz können operative Eingriffe erwogen werden, bei denen das anfallsauslösende Hirngewebe präzise entfernt wird. Innovative Therapien wie die Vagusnervstimulation oder die responsive Neurostimulation bieten weitere Optionen. Die ketogene Diät kann besonders bei Kindern wirksam sein. Ergänzend sind Lebensstilanpassungen wichtig: regelmäßiger Schlaf, Stressvermeidung und Verzicht auf Alkohol. Ein ganzheitlicher Behandlungsansatz umfasst auch psychologische Unterstützung und Sozialberatung.
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De Gruyter. - Siehe auch: Parkinson-KrankheitAlzheimer-KrankheitMigräneDemenz
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