Alzheimer-Krankheit
- 19 Nov, 2024
- Dr. Michael Falahati
Was sind die ersten Anzeichen von Alzheimer, die man beachten sollte?
Die frühen Warnzeichen von Alzheimer sind oft subtil, aber charakteristisch. Typische Anzeichen sind: Vergesslichkeit bei kürzlich gelernten Informationen, Schwierigkeiten bei der Planung oder Problemlösung, Probleme bei gewohnten Tätigkeiten, Zeit- und Ortsverwirrtheit sowie Veränderungen der Persönlichkeit oder des Verhaltens. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen, verlegen häufig Gegenstände und zeigen ein vermindertes Urteilsvermögen. Auch Rückzug von sozialen Aktivitäten und Stimmungsschwankungen können auftreten. Wichtig ist, dass diese Symptome deutlich über normale altersbedingte Vergesslichkeit hinausgehen und den Alltag beeinträchtigen. Bei solchen Anzeichen sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden.
Welche genetischen Faktoren beeinflussen das Risiko, an Alzheimer zu erkranken?
Die genetische Komponente bei Alzheimer ist komplex. Das wichtigste Risikogen ist ApoE-ε4, dessen Träger ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko haben. Bei der selteneren früh beginnenden Form (vor 65 Jahren) spielen Mutationen in den Genen APP, PSEN1 und PSEN2 eine zentrale Rolle. Neuere Forschungen haben weitere Risikogene wie TREM2, SORL1 und CLU identifiziert. Wichtig zu wissen: Auch mit Risikogenen muss man nicht zwangsläufig erkranken. Umweltfaktoren und Lebensstil spielen eine wichtige Rolle. Ein genetischer Test ist meist nur bei familiärer Häufung oder frühem Krankheitsbeginn sinnvoll.
Welche Rolle spielt das glymphatische System bei Alzheimer?
Das glymphatische System fungiert als ‚Reinigungssystem‘ des Gehirns und ist besonders während des Schlafs aktiv. Es entfernt schädliche Proteine wie Beta-Amyloid und Tau, deren Ansammlung zu Alzheimer führen kann. Neue Forschungen zeigen, dass Schlafmangel und –störungen die Funktion dieses Systems beeinträchtigen und das Alzheimer-Risiko erhöhen können. Guter Schlaf ist daher wichtig für die Gehirngesundheit. Das System arbeitet auch eng mit den Blutgefäßen zusammen und wird durch Bewegung und gesunde Ernährung unterstützt. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für Prävention und Behandlung.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es derzeit für Alzheimer?
Die Alzheimer-Behandlung umfasst mehrere Ansätze. Medikamentös werden Acetylcholinesterase-Hemmer und Memantin eingesetzt, die kognitive Funktionen stabilisieren können. Neu zugelassen wurde Lecanemab, das Amyloid-Ablagerungen reduziert. Nicht-medikamentöse Therapien wie Ergotherapie, kognitives Training und Bewegungstherapie sind wichtige Säulen der Behandlung. Auch die psychosoziale Unterstützung von Patienten und Angehörigen ist zentral. Vielversprechende neue Therapieansätze zielen auf die Entstehung der Krankheit ab, befinden sich aber noch in der Entwicklung.
Gibt es Möglichkeiten, das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung zu senken?
Aktuelle Forschungen zeigen mehrere effektive Präventionsstrategien: Regelmäßige körperliche Aktivität, mediterrane Ernährung und geistige Aktivität können das Risiko deutlich senken. Wichtig sind auch die Kontrolle von Bluthochdruck, Diabetes und Cholesterin sowie der Verzicht aufs Rauchen. Soziale Aktivitäten, ausreichend Schlaf und Stressmanagement spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Diese Maßnahmen sind besonders in mittleren Lebensjahren wirksam. Neue Studien untersuchen auch den Einfluss von Darmbakterien und Vitaminen auf das Erkrankungsrisiko.
Literatur
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Frank Jessen (2018).
„Handbuch Alzheimer-Krankheit. Grundlagen – Diagnostik – Therapie – Versorgung – Prävention.“
De Gruyter, Berlin. -
Margret Lock (2013).
„The Alzheimer Conundrum: Entanglements of Dementia and Aging.“
Princeton University Press. -
J. Randall et al. (2012).
„Clinical and Biomarker Changes in Dominantly Inherited Alzheimer’s Disease.“
New England Journal of Medicine, 120723122607004.
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