Skoliose-Leitfaden

Was ist eine Skoliose, und wie erkennt man sie?

Eine Skoliose ist eine dreidimensionale Wirbelsäulenverkrümmung, die zu einer seitlichen Verbiegung und Rotation der Wirbel führt. Typische äußere Anzeichen sind unterschiedliche Schulterhöhen, ein asymmetrischer Tailleneinzug oder ein vorstehender Rippenbogen. Der wichtigste klinische Test ist der Adams-Forward-Bending-Test, bei dem sich der Patient nach vorne beugt – ein Rippenbuckel wird dabei besonders sichtbar. Die Diagnose wird durch Röntgenaufnahmen bestätigt, wobei der Cobb-Winkel den Schweregrad der Verkrümmung anzeigt. Moderne 3D-Vermessungen ermöglichen heute eine noch präzisere Analyse. Da Skoliose anfangs meist schmerzfrei verläuft, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen besonders im Wachstumsalter wichtig.

Welche Ursachen haben Skoliose und wie wird sie klassifiziert?

Skoliose wird in zwei Hauptgruppen eingeteilt: Die häufigere idiopathische Form (80-85% der Fälle) hat keine eindeutig identifizierbare Ursache, zeigt aber eine genetische Komponente. Die strukturelle Skoliose kann durch Muskelerkrankungen, neurologische Störungen, Stoffwechselerkrankungen oder Verletzungen entstehen. Neue Forschungen weisen auf komplexe Zusammenhänge zwischen Wachstumsfaktoren, Hormonen und Umwelteinflüssen hin. Die Klassifikation erfolgt auch nach dem Alter bei Erstauftreten: infantil (0-3 Jahre), juvenil (4-10 Jahre) und adoleszent (ab 11 Jahre). Diese Einteilung ist wichtig für Prognose und Therapieplanung.

Wie entwickelt sich eine Skoliose, und welche Prognosen gibt es?

Die Progression einer Skoliose ist stark vom Wachstumspotential und dem Ausgangsbefund abhängig. Krümmungen unter 20° stabilisieren sich häufig von selbst. Das größte Risiko einer Verschlechterung besteht während des pubertären Wachstumsschubs. Moderne Prognosewerkzeuge berücksichtigen verschiedene Faktoren wie Skelettreife, Krümmungswinkel und -lokalisation. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass früh erkannte und behandelte Skoliosen bessere Langzeitergebnisse aufweisen. Bei erwachsenen Patienten schreitet eine unbehandelte Skoliose über 50° meist um 0,5-1° pro Jahr fort. Regelmäßige Kontrollen sind daher auch nach Wachstumsabschluss wichtig.

Welche Behandlungsoptionen stehen bei Skoliose zur Verfügung?

Die moderne Skoliosetherapie folgt einem stufenweisen Konzept: Bei leichten Krümmungen (10-20°) steht spezifische Physiotherapie wie Schroth oder SEAS im Vordergrund. Bei Winkeln von 20-40° während des Wachstums wird zusätzlich eine Korsettbehandlung empfohlen. Neue, CAD-gefertigte Korsette bieten besseren Tragekomfort bei gleicher Wirksamkeit. Operative Eingriffe (ab 40-50°) profitieren von minimal-invasiven Techniken und computergestützter Navigation. Innovative Wachstumslenkende Implantate ermöglichen bei jungen Patienten eine schonendere Behandlung. Ergänzend können Osteopathie und Bewegungstherapie die Behandlung unterstützen. Die Wahl der Therapie wird individuell nach Alter, Schweregrad und persönlichen Faktoren getroffen.

Literatur

  1. H.-P. Scharf (2009).
    „Orthopädie und Unfallchirurgie.“
    Urban & Fischer in Elsevier, München/Jena, S. 599–605.
  2. F. Niethard, U. G. Stauffer (2007).
    „Kinderheilkunde und Jugendmedizin.“
    Springer, Berlin, Kapitel 16.3.3 Skoliose.
  3. H.-P. Bischof, J. Heisel, H. Locher (2007).
    „Praxis der konservativen Orthopädie.“
    Georg Thieme, Stuttgart.
  4. Per Trobisch et al. (2010).
    „Die idiopathische Skoliose.“
    Dtsch Arztebl Int, 107(49), S. 875–884.

Disclaimer: Diese Informationen dienen ausschließlich zu Bildungszwecken und ersetzen keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden stets eine qualifizierte Ärztin oder einen qualifizierten Arzt. Der Autor und die Herausgeber dieser Seite übernehmen keine Haftung für etwaige Schäden, die sich aus der Verwendung der hier enthaltenen Informationen ergeben.

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