Schulterluxation
- 02 Nov, 2024
- Dr. Michael Falahati
Was sind die häufigsten Ursachen für eine Schulterluxation?
Eine Schulterluxation tritt meist durch plötzliche, starke Krafteinwirkung auf. Bei etwa 95% der Fälle wird der Oberarmkopf nach vorne-unten aus der Gelenkpfanne gedrückt. Häufige Ursachen sind Sportunfälle, besonders bei Kontaktsportarten wie Handball oder Rugby, sowie Stürze auf den ausgestreckten Arm. Auch Verkehrsunfälle können zu Luxationen führen. Bei manchen Menschen besteht eine erhöhte Anfälligkeit durch angeborene Bindegewebsschwäche oder frühere Verletzungen. Nach einer ersten Luxation ist das Risiko für weitere Auskugelungen erhöht, besonders bei jungen, sportlich aktiven Menschen. Das Risiko steigt zusätzlich, wenn die Erstbehandlung nicht optimal erfolgt.
Welche Symptome treten bei einer Schulterluxation auf?
Eine Schulterluxation ist meist unmittelbar durch heftige Schmerzen und eine sichtbare Deformität der Schulter gekennzeichnet. Betroffene können den Arm kaum bewegen und halten ihn typischerweise in einer Schonhaltung. Die Schulterkontur erscheint verändert, oft mit einer sichtbaren Delle unter dem Akromion. Häufig berichten Patienten von einem hörbaren ‚Plop‘ beim Ausrenken. Begleitsymptome können Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Schwäche im Arm sein, was auf eine Nerven- oder Gefäßbeteiligung hinweist. Kälte und Blässe der Hand können auftreten. Diese Symptome erfordern sofortige medizinische Behandlung, um Folgeschäden zu vermeiden.
Wie wird eine Schulterluxation diagnostiziert?
Die Diagnose einer Schulterluxation erfolgt zunächst durch die klinische Untersuchung. Der Arzt erfasst den Unfallhergang und prüft die typischen Zeichen wie veränderte Schulterkontur und eingeschränkte Beweglichkeit. Obligatorisch sind Röntgenaufnahmen in mindestens zwei Ebenen, um die Art der Luxation zu bestätigen und Begleitverletzungen wie Knochenbrüche auszuschließen. Bei Verdacht auf Weichteilverletzungen oder zur OP-Planung wird häufig ein MRT durchgeführt. Wichtig ist auch die neurologische Untersuchung, um mögliche Nervenverletzungen frühzeitig zu erkennen. Eine gründliche Diagnostik ist entscheidend für die Wahl der richtigen Behandlungsstrategie.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei einer Schulterluxation?
Die Behandlung einer Schulterluxation erfordert schnelles Handeln. Nach Ausschluss von Begleitverletzungen erfolgt die Reposition (Einrenkung) unter adäquater Schmerztherapie, meist mit Kurznarkose. Anschließend wird die Schulter für etwa 1-2 Wochen ruhiggestellt. Die weitere Behandlung richtet sich nach Alter, Aktivitätsniveau und Begleitverletzungen. Bei jungen, aktiven Menschen oder wiederholten Luxationen wird oft eine operative Stabilisierung empfohlen. Die Rehabilitation umfasst zunächst schonende Bewegungsübungen, später Kraft- und Stabilisationstraining. Eine professionelle Physiotherapie ist essential für die Wiederherstellung der Schulterfunktion und Prävention erneuter Luxationen.
Was sind mögliche Komplikationen einer Schulterluxation?
Die häufigste Komplikation ist die Entwicklung einer chronischen Schulterinstabilität mit erhöhtem Risiko für erneute Luxationen. Besonders bei jungen Menschen unter 30 Jahren liegt das Rezidivrisiko bei bis zu 90%. Akute Komplikationen können Nervenschäden (besonders des Axillarnervs), Gefäßverletzungen oder Knochenabsprengungen sein. Langfristig droht die Entwicklung einer frühzeitigen Arthrose. Spezifische Verletzungsmuster wie die Bankart-Läsion (Abriss des Labrum glenoidale) oder Hill-Sachs-Delle (Impression am Humeruskopf) können die Gelenkstabilität dauerhaft beeinträchtigen. Eine zeitnahe, fachgerechte Behandlung ist entscheidend zur Vermeidung von Folgeschäden.
Literatur
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A. Ficklscherer (2012).
„BASICS Orthopädie und Unfallchirurgie.“
Elsevier, ISBN 978-3-437-42208-9. -
J. R. Siewert (2001).
„Chirurgie.“
Springer, 7. Auflage, ISBN 3-540-67409-8. -
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie (2009).
„S1-Leitlinie: Schulterluxation, rezidivierend und habituell.“
Berufsverband der Ärzte für Orthopädie, PDF; 702 kB.
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