Neugeborenen-Hüftdysplasie
- Aktualisiert: 06 Feb., 2025
- Dr. Michael Falahati
Hüftdysplasie ist eine Fehlbildung des Hüftgelenks, bei der die Hüftpfanne den Oberschenkelkopf nicht richtig umschließt. Dies kann zu Instabilität und im schlimmsten Fall zu einer Luxation (Verrenkung) führen. Häufiger bei Mädchen, kann sie angeboren oder durch äußere Faktoren beeinflusst sein.
Was sind die Hauptursachen für Hüftdysplasie bei Neugeborenen?
Die Hüftdysplasie bei Neugeborenen entsteht durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Der wichtigste Risikofaktor ist die Beckenendlage während der Schwangerschaft, die das Risiko auf etwa 6-7% erhöht. Mädchen sind etwa 4-6 mal häufiger betroffen als Jungen. Weitere bedeutende Risikofaktoren sind: familiäre Vorbelastung (genetische Faktoren), Erstgeborene, Fruchtwassermangel und Mehrlingsschwangerschaften. Auch eine sehr straffe Einwicklung des Säuglings nach der Geburt kann die Entwicklung einer Hüftdysplasie begünstigen. In Deutschland sind etwa 2-4% aller Neugeborenen betroffen, wobei die Häufigkeit regional unterschiedlich ist. Eine frühzeitige Erkennung ist wichtig, da die Behandlungserfolge in den ersten Lebensmonaten am besten sind.
Welche Symptome deuten auf eine Hüftdysplasie bei Säuglingen hin?
Die Hüftdysplasie zeigt sich durch verschiedene äußerlich erkennbare Zeichen. Typisch sind asymmetrische Gesäßfalten, eine eingeschränkte Spreizfähigkeit der Beine und unterschiedliche Beinlängen. Bei der Wickelkontrolle können Eltern auf ungleiche Beweglichkeit der Beine achten. Das medizinische Fachpersonal prüft zusätzlich spezielle klinische Zeichen wie das Ortolani- und das Barlow-Zeichen, bei denen sich ein charakteristisches ‚Klicken‘ im Hüftgelenk zeigen kann. Wichtig: Diese Tests dürfen nur von geschultem medizinischem Personal durchgeführt werden. Da die Symptome anfangs sehr subtil sein können, ist die routinemäßige Ultraschalluntersuchung besonders wichtig.
Wie wird Hüftdysplasie diagnostiziert?
Die Diagnose der Hüftdysplasie basiert heute hauptsächlich auf der Ultraschalluntersuchung nach Graf, die bei der U3-Vorsorgeuntersuchung (4.-5. Lebenswoche) standardmäßig durchgeführt wird. Diese schmerzfreie Untersuchung ermöglicht eine präzise Beurteilung der Hüftgelenksentwicklung und wird in verschiedene Typen (Graf-Typen I-IV) eingeteilt. Bei älteren Säuglingen oder unklaren Befunden kann eine Röntgenaufnahme erforderlich sein, die jedoch erst ab dem 3.-4. Lebensmonat sinnvoll ist. In speziellen Fällen kommt auch eine MRT-Untersuchung zum Einsatz, besonders wenn komplexe Fehlbildungen vorliegen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Hüftdysplasie bei Säuglingen?
Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Hüftdysplasie und dem Alter des Kindes. Bei leichten Formen reicht oft eine Spreizhose (z.B. Tübinger Hüftbeugeschiene), die das Baby 23 Stunden täglich für etwa 6-12 Wochen trägt. Bei schwereren Fällen kann ein Spreizgips oder eine Pavlik-Bandage notwendig sein. Die Therapie sollte möglichst in den ersten Lebenswochen beginnen, da dann die besten Heilungschancen bestehen. Operative Eingriffe sind selten nötig und werden nur bei sehr schweren Fällen oder erfolgloser konservativer Therapie durchgeführt. Die Erfolgsrate liegt bei früher Behandlung bei über 90%. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind wichtig, um den Therapieerfolg zu überwachen.
Literatur
-
M. Nelitz, H. Reichel (2008).
„Konservative Therapie der Hüftreifungsstörung.“
Der Orthopäde, 37(6), 550, 552–555. - Siehe auch: Morbus PerthesSchenkelhalsfrakturScheuermann-KrankheitSpondylolisthesis
Disclaimer: Diese Informationen dienen ausschließlich zu Bildungszwecken und ersetzen keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden stets eine qualifizierte Ärztin oder einen qualifizierten Arzt. Der Autor und die Herausgeber dieser Seite übernehmen keine Haftung für etwaige Schäden, die sich aus der Verwendung der hier enthaltenen Informationen ergeben.