Neuropathische Schmerzstörung
- 19 Nov, 2024
- Dr. Michael Falahati
Was sind neuropathische Schmerzen und wie entstehen sie?
Neuropathische Schmerzen sind eine besondere Form von Schmerzen, die durch Schädigungen oder Erkrankungen des Nervensystems entstehen. Sie äußern sich oft als brennende, einschießende oder elektrisierende Schmerzempfindungen. Diese Schmerzen können zwei Hauptursachen haben: Entweder sind die Nerven in der Peripherie betroffen (wie bei Diabetes oder nach einer Gürtelrose) oder die Schädigung liegt im zentralen Nervensystem (wie nach einem Schlaganfall oder bei Multipler Sklerose). Typische Symptome sind auch eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit, bei der selbst leichte Berührungen als schmerzhaft empfunden werden, oder Missempfindungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühle. Etwa 7-10% der Bevölkerung sind von neuropathischen Schmerzen betroffen, wobei die Häufigkeit mit dem Alter zunimmt. Die Schmerzen entstehen durch eine Fehlfunktion der Schmerzverarbeitung, bei der die Nerven auch ohne echten Schmerzreiz Signale aussenden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für neuropathische Schmerzen?
Die moderne Behandlung neuropathischer Schmerzen folgt einem mehrstufigen Ansatz. Als Erstlinientherapie werden meist Antiepileptika wie Gabapentin oder Pregabalin eingesetzt, die die überaktiven Nerven beruhigen. Auch bestimmte Antidepressiva wie Duloxetin oder Amitriptylin haben sich als wirksam erwiesen. Bei lokalen Schmerzen können spezielle Pflaster oder Cremes mit Wirkstoffen wie Capsaicin oder Lidocain helfen. Ergänzend sind oft nicht-medikamentöse Therapien wie Physiotherapie, TENS (transkutane elektrische Nervenstimulation) oder psychologische Schmerztherapie sinnvoll. Bei schweren Fällen können auch interventionelle Verfahren wie Nervenstimulationen erwogen werden. Wichtig ist ein individueller Behandlungsplan, da das Ansprechen auf verschiedene Therapien sehr unterschiedlich sein kann. Die Behandlung erfordert oft Geduld, da die volle Wirkung der Medikamente sich erst nach einigen Wochen entfaltet.
Literatur
-
L. Colloca, T. Ludman u. a. (2017).
„Neuropathic pain.“
Nature reviews. Disease primers, 3, 17002. doi:10.1038/nrdp.2017.2, PMID 28205574, PMC 5371025. -
Jianguo Cheng (2019).
„Neuropathic Pain: A Case-Based Approach to Practical Management.“
Oxford University Press, ISBN 978-0-19-029835-7. -
David M. Simpson, Justin C. McArthur, Robert H. Dworkin (2012).
„Neuropathic Pain: Mechanisms, Diagnosis and Treatment.“
Oxford University Press, ISBN 978-0-19-539470-2. -
Cory Toth, Dwight E. Moulin (2013).
„Neuropathic Pain: Causes, Management and Understanding.“
Cambridge University Press, ISBN 978-1-107-02371-0.
Disclaimer: Diese Informationen dienen ausschließlich zu Bildungszwecken und ersetzen keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden stets eine qualifizierte Ärztin oder einen qualifizierten Arzt. Der Autor und die Herausgeber dieser Seite übernehmen keine Haftung für etwaige Schäden, die sich aus der Verwendung der hier enthaltenen Informationen ergeben.