Gicht
- 19 Nov, 2024
- Dr. Michael Falahati
Was sind die Hauptursachen von Gicht?
Gicht entsteht primär durch erhöhte Harnsäurewerte im Blut (Hyperurikämie). Die häufigste Ursache ist eine erblich bedingte verminderte Harnsäureausscheidung durch die Nieren. Risikofaktoren, die den Harnsäurespiegel zusätzlich erhöhen, sind: purinreiche Ernährung (z.B. rotes Fleisch, Meeresfrüchte), übermäßiger Alkoholkonsum (besonders Bier), zuckerhaltige Getränke, Übergewicht und metabolisches Syndrom. Auch bestimmte Medikamente wie Diuretika oder eine niedrig dosierte Aspirin-Therapie können Gicht begünstigen. Bei etwa 10% der Patienten liegt eine gestörte Harnsäureproduktion vor. Grunderkrankungen wie Niereninsuffizienz, Diabetes oder Bluterkrankungen können ebenfalls Auslöser sein.
Welche Symptome treten bei einem akuten Gichtanfall auf?
Ein akuter Gichtanfall beginnt meist nachts oder in den frühen Morgenstunden mit extremen Schmerzen, typischerweise im Großzehengrundgelenk (Podagra). Das betroffene Gelenk ist stark geschwollen, gerötet, überwärmt und hochempfindlich – selbst leichte Berührungen, wie durch eine Bettdecke, können unerträglich sein. Neben dem Großzeh können auch andere Gelenke betroffen sein, besonders Knöchel, Knie, Handgelenke und Finger. Begleitend treten häufig Fieber und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl auf. Unbehandelt dauert ein Anfall etwa 1-2 Wochen an. Bei wiederholten Anfällen besteht die Gefahr von bleibenden Gelenkschäden.
Wie wird Gicht diagnostiziert?
Die Gichtdiagnose erfolgt durch eine Kombination aus Krankengeschichte, körperlicher Untersuchung und Laborwerten. Der wichtigste diagnostische Test ist der Nachweis von charakteristischen Harnsäurekristallen im Gelenkpunktat unter dem Polarisationsmikroskop. Die Bestimmung des Harnsäurespiegels im Blut ist wichtig, kann während eines akuten Anfalls aber normal oder sogar erniedrigt sein. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall können Kristallablagerungen und entzündliche Veränderungen zeigen. Bei chronischer Gicht sind im Röntgenbild typische Gelenksveränderungen und sogenannte ‚Gichttophi‘ sichtbar. Differentialdiagnostisch müssen andere Gelenkerkrankungen ausgeschlossen werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Gicht?
Die Gichtbehandlung erfolgt zweistufig: Akuttherapie und Langzeitmanagement. Bei akuten Anfällen kommen stark wirksame Entzündungshemmer zum Einsatz: NSAR, Colchicin oder Cortison. Zur Vorbeugung weiterer Anfälle ist eine dauerhafte Senkung des Harnsäurespiegels durch Medikamente wie Allopurinol oder Febuxostat erforderlich. Lebensstiländerungen sind essentiell: Gewichtsreduktion bei Übergewicht, Einschränkung von Alkohol und zuckerhaltigen Getränken, sowie eine ausgewogene, purinarme Ernährung. Ausreichend Flüssigkeitszufuhr und regelmäßige Bewegung unterstützen die Therapie. Eine konsequente Behandlung kann weitere Anfälle und Folgeschäden verhindern.
Literatur
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Anne-Kathrin Tausche et al. (2009).
„Gicht – aktuelle Aspekte in Diagnostik und Therapie.“
Dtsch Arztebl Int, 106(34–35), 549–555. -
S2e-Leitlinie Diagnostik und Therapie der akuten Gicht der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) (2023).
„Diagnostik und Therapie der akuten Gicht.“
AWMF-Online. -
S2e-Leitlinie Häufige Gichtanfälle und chronische Gicht der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) (2019).
„Häufige Gichtanfälle und chronische Gicht.“
AWMF-Online.
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