Phantomschmerz
- 02 Nov, 2024
- Dr. Michael Falahati
Was sind Phantomschmerzen und was verursacht sie?
Phantomschmerzen sind reale Schmerzempfindungen in nicht mehr vorhandenen Körperteilen, die bei etwa 60-80% aller Amputierten auftreten. Aktuelle Forschungen zeigen, dass diese Schmerzen durch Veränderungen sowohl im Gehirn als auch im peripheren Nervensystem entstehen. Im Gehirn bleiben die neuronalen Landkarten des amputierten Körperteils bestehen und werden neu ‚verdrahtet‘, was zu Schmerzempfindungen führen kann. Gleichzeitig bilden sich an den durchtrennten Nervenenden häufig schmerzhafte Neurome. Diese senden fehlerhafte Signale an das Gehirn, die als Schmerz interpretiert werden. Die Intensität kann von leichtem Kribbeln bis hin zu starken, stechenden Schmerzen reichen. Stress, Wetteränderungen oder psychische Belastungen können die Symptome verstärken.Wichtig zu wissen: Phantomschmerzen sind keine Einbildung, sondern neurologisch erklärbare Phänomene.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Phantomschmerzen?
Die moderne Behandlung von Phantomschmerzen folgt einem multimodalen Ansatz. Medikamentös kommen Antikonvulsiva wie Gabapentin oder Pregabalin zum Einsatz, die speziell für neuropathische Schmerzen entwickelt wurden. Die Spiegeltherapie hat sich als besonders effektiv erwiesen: Dabei wird durch einen Spiegel die Illusion erzeugt, die amputierte Gliedmaße sei noch vorhanden und beweglich. Diese visuelle Rückmeldung kann Schmerzen deutlich lindern. Neue Technologien wie Virtual Reality und Augmented Reality erweitern diese Therapieform. Auch die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) und die Magnetfeldtherapie zeigen gute Erfolge. Psychologische Unterstützung durch Entspannungstechniken, Biofeedback oder kognitive Verhaltenstherapie ergänzt die Behandlung. Ein frühzeitiger Therapiebeginn direkt nach der Amputation kann chronischen Verläufen vorbeugen.
Literatur
-
J. Halbert, M. Crotty, I. D. Cameron (2002).
„Evidence of the optimal management of acute and chronic phantom pain: a systematic review.“
Clin. J. Pain, 18(2), S. 84–92. -
T. P. Pons, P. E. Garraghty, A. K. Ommaya u. a. (1991).
„Massive cortical reorganization after sensory deafferentation in adult macaques.“
Science, 252(5014), S. 1857–1860. -
V. S. Ramachandran, D. C. Rogers-Ramachandran, M. Stewart (1992).
„Perceptual correlates of massive cortical reorganization.“
Science, 258(5085), S. 1159–1160. -
V. S. Ramachandran, D. C. Rogers-Rachamandran (1996).
„Synaesthesia in phantom limbs induced with mirrors.“
Proc. roy. Soc. Lond., 263(1369), S. 377–386. -
V. S. Ramachandran, S. Blakeslee (1998).
„Phantoms in the Brain. Probing the Mysteries of the Human Mind.“
William Morrow & Co.
Disclaimer: Diese Informationen dienen ausschließlich zu Bildungszwecken und ersetzen keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden stets eine qualifizierte Ärztin oder einen qualifizierten Arzt. Der Autor und die Herausgeber dieser Seite übernehmen keine Haftung für etwaige Schäden, die sich aus der Verwendung der hier enthaltenen Informationen ergeben.